7 Fragen an Dr. Keller-Erb
11.09.2022 Zeit: 0 Minuten

7 Fragen an Dr. Keller-Erb

Von Herausforderungen und Freude in der Kinderzahnmedizin

Dr. Juliane Keller-Erb zaubert Kindern ein gesundes Lächeln ins Gesicht. Seit 2014 sind sie und ihre Mitarbeiter:innen der Praxis Kinder Zahni Zürich im Zürcher Seefeld für Kinder und Jugendliche von der Geburt bis zum Jugendalter im Einsatz. Die ehemalige Oberärztin in der Klinik für Kieferorthopädie und Kinderzahnmedizin im Zentrum für Zahnmedizin der Universität Zürich hat sich nach einigen Jahren an der Universität bewusst für die Selbstständigkeit in der Kinder- und Jugendzahnmedizin entschlossen und lebt ihre Berufung mit ganzem Herzen.

Wir sprachen mit Dr. Juliane Keller-Erb zu den Herausforderungen, die ein:e Kinderzahn:ärztin zu bewältigen hat und fragten nach Tipps für werdende Zahnärzt:innen.

Wie kommt es, dass du dich auf Kinder- und Jugendzahnmedizin fokussierst?

Nach meinem Examen habe ich in einer Landzahnarztpraxis gearbeitet und dort früh viele Kinder behandelt, da mein damaliger Chef diese immer zu mir «abgeschoben» hat. Mir hat es zwar grosse Freude bereitet, mit den Kindern zu arbeiten, aber rein vom Studium her war mein kinder- und jugendzahnmedizinisches Wissen für eine gute Betreuung nicht fundiert und breitgefächert genug. Ich habe mir eine kinderzahnmedizinische Ausbildung gewünscht, um den Kindern und Familien wirklich auf allen Ebenen gerecht zu werden.

Daher führte mich mein Weg nach Zürich, erst in den schulzahnärztlichen Dienst und kurz darauf hatte ich die Möglichkeit, ein kinderzahnmedizinisches Nachdiplomstudium an der Universität Zürich zu absolvieren. Nach dem dreijährigen Nachdiplomstudium und langjähriger Oberarztzeit habe ich mich 2014 parallel für die Selbstständigkeit in einer eigenen Praxis entschieden.

Was ist aussergewöhnlich an Kindern als Patient:innen?

Für die Familien ist der Zahnarztbesuch meist eine grosse Sache, sodass man als Kinderzahnärzt:in in der Regel mehrere Personen (Eltern, Geschwister und manchmal auch die Grosseltern) im Behandlungszimmer hat und den Erwartungen von allen Beteiligten gerecht werden muss. Zu Recht – schliesslich sitzt ihr höchstes Gut auf unserem Stuhl.

Welche Herausforderungen bringt der Umgang mit Kindern mit sich?

Damit der Besuch für das Kind bei uns erfolgreich werden kann, müssen mein Team und ich Freude mitbringen und rundum motivieren, sodass unsere Begeisterung für gesunde Zähne anstecken kann. Und das zu jeder Tageszeit, egal, ob morgens oder kurz vor Ende der Sprechstunde. Denn wir legen den Grundstein für eine lebenslange Einstellung zu Zahnärzt:innen und den Praxisbesuchen. Die wollen wir natürlich so positiv wie nur möglich gestalten und prägen.

Obendrein haben Kinder ganz andere Kriterien als Eltern, anhand denen sie entscheiden, ob sie dich als Zahnärzt:in gut finden oder eben nicht. Dazu braucht es Feingefühl, die richtige Körpersprache, Gestik, Mimik und Wortwahl. Wichtig ist, dass man sich alle Abläufe einer Behandlung aus Kinderaugen vorstellen kann, um wirklich auf das Kind eingehen zu können.

Was braucht es, damit der Zahnarztbesuch für die ganze Familie zum Erfolg wird?

Erwartungsmanagement ist ein grosses Thema. Man muss den Familien zuhören und spüren, was sie sich von einem wünschen. Zudem muss unbedingt auf Augenhöhe kommuniziert werden – mit den Eltern wie auch mit den Kindern. Belehrungen sind hier fehl am Platz. Dazu benötigt es viel Empathie und Erfahrung. Das lernt man im Studium leider nicht.

Hast du einen Tipp, um diese Herausforderungen zu meistern?

Zuhören und gezielt nachfragen, damit man die Bedürfnisse aller aufgreifen kann. Oft binde ich die Eltern auch in die Behandlung mit ein, indem ich sie zum Beispiel bitte, den Kindern etwas zu erzählen oder das, was im Fernseher an der Decke läuft, zu kommentieren. Oder sie müssen zum Beispiel einfach die Füsse des Kindes massieren. Dies mit dem Ziel, allen eine Aufgabe zu geben. Die Ablenkung aller Beteiligten ist meist der Schlüssel, um (gerade auch bei sehr besorgten Eltern) eine gute Behandlung durchführen zu können. Im besten Fall bilden die Eltern und Zahnärzt:innen ein Team, das gemeinsam ein Ziel erreichen will.

Warum würdest du angehenden Zahnärzt:innen die Kinderzahnmedizin empfehlen?

Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten ist enorm bereichernd und spannend. Zudem lassen sich die zahnmedizinischen Probleme der Kinder mehrheitlich gut und schnell lösen. Mit einer kinderspezifischen, breitgefächerten Ausbildung und regelmässigen Fortbildungen erkennt man selbst die nicht so offensichtlichen «Probleme». So kann einen eigentlich fast nichts mehr überraschen. Die Dankbarkeit von der Familie für eine gute Betreuung ist riesig.

Welche Erfindung würde den Alltag von Kinderzahnärzt:innen erleichtern?

Zaubertropfen, die den Kindern die Angst nehmen. Einige Patient:innen haben selbst bei einer regulären Kontrolle riesige Angst. Das ist wohl eine der grössten Herausforderungen, die wir aber mit viel Empathie für die Kinder, gezielter Gesprächsführung, hypnotischer Kommunikation usw. in den allermeisten Fällen gut meistern können.

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